Alarmieren, Informieren und Kontrollieren bei Unwetterlagen. Das neuartige System, unter anderem mit MoWaS-Anschluss, nutzt vollautomatisch alle Funktionen des gesamten Spektrums des Warnmix bei lückenloser Beleglage - insbesondere auf der Gemeindeebene.
Betrachtet man die Unwetterereignisse des Julis 2021 und auch der vorangegangenen Jahre, welche deutschlandweit heftige Gewitter mit StarkÂniederschlägen, Hagel und Sturmböen mit sich brachten und in vielen Städten und Gemeinden Straßenzüge und Stadtteile unter Wasser setzten, so könnte die Relevanz des Themas »Bewältigung von Unwetterlagen« nicht aktueller sein.
Die Koordination und Information der BevölkeÂrung einer solchen Flächenlage stellt insbesondeÂre in der anfänglichen »Chaosphase« keine leichte Aufgabe dar, wenn Feuerwehren bei eintretenden Unwetterereignissen von einer hohen Anzahl an Meldungen mit teils zeitkritischem Hintergrund geradezu ȟberrollt« werden. Die Erfahrung zeigt dabei immer öfter, dass extreme Unwetterlagen und das damit verbundene Einsatzaufkommen nicht beherrscht, sondern höchstens strukturiert bewältigt werden können. Dies setzt jedoch StrukÂturen voraus, die im Vorfeld geschaffen und im ErÂeignisfall konsequent umgesetzt werden müssen. Daher sollte jede Feuerwehr auf Gemeindeebene ein umfassendes Konzept mit vordefinierten Strukturen erstellen, um für Unwetterlagen gerüsÂtet zu sein. Erschwerend kommt hinzu, dass insbeÂsondere bei Sommergewittern die Vorwarnzeit häufig kurz ist und der Eintritt sowie das Ausmaß eines Unwetters lokal sehr unterschiedlich ausfalÂlen können.
Teil des strukturierten Unwetterkonzepts und ein neuartiger Ansatz zur Optimierung der WarnmelÂdekette und damit auch zur Entlastung der EinÂsatzkräfte sind sog. automatisierte BevölkeÂrungs-Kommunikationssysteme. Solche Systeme arbeiten nach dem Prinzip "VorÂhersagen, Messen, Alarmieren, informieren und Kontrollieren":
Vorhersagen: Die Systeme empfangen automatiÂsiert bis zu 4 mal täglich punkt- und maximalgeÂnaue, amtliche Unwettervorhersagen des DeutÂschen Wetterdienst (DWD) für die jeweilige GeÂmeinde. Diese Unwettervorhersagen werden auÂtomatisiert an die Befehlsstelle mit Sitz der Einsatzleitung der Gemeinde zur Information und ggf. Einleitung von lokalen Vorwarnungen überÂmittelt.
Messen: Auf dem Gemeindegebiet wird autarke Sensor-Messtechnik (z.B. Sturm- oder PegelsensoÂren) an neuralgischen Messpunkten installiert. Bei Ãœberschreiten vordefinierter Sehwellwerte wird automatisiert die Befehlsstelle und/oder auch die Bevölkerung alarmiert.
Alarmieren: Die Alarmierung der Bevölkerung erÂfolgt über autarke Warnsysteme mit leistungsstarÂken Sirenen. Sprachdurchsagen und Laufschrift zur Risiko-Information und Handlungsanweisung sind ebenso integriert. Die Warnsysteme sind anÂgeschlossen und auslösbar über das modulare Warnsystem (MoWaS) und BOS TETRA.
Informieren: Ein digitales Warn-Portal generiert aus den eingehenden Gefahrenmeldungen unterÂschiedlicher Meldequellen (DWD, MoWaS, lokaler Messtechnik, Leitstelle etc.) automatisch alle releÂvanten Medienformate für einen sofortigen teilÂoder vollautomatischen Versand an vordefinierte Empfänger und die Bevölkerung. So ist beispielsÂweise bei Warnmeldungen der höchsten WarnstuÂfe kein manueller Eingriff oder eine EntscheiÂdungsfindung mehr notwendig. Die automatisierÂte Aufbereitung spart Zeit, minimiert FehlerquelÂlen und die Befehlsstelle hat immer Zugriff auf die neuesten digitalen Medien. Die generierten WarnÂmeldungen sind im inhaltlichen Aufbau und visuell authentisch und entsprechen den GestaltungsÂrichtlinien für Warnmeldungen des BBK.
Kontrollieren: Die Systeme sind für die lokalen Standorte im Gemeindegebiet unabhängig kontÂrollierbar und belegsicher. Sie ermöglichen eine jederzeitige Status-Information der Warnmittel einschließlich Protokollierung und AutoarchivieÂrung zum Nachweis der Ereignisse.
Auch in Zeiten der Digitalisierung ist es unzweifelÂhaft, dass die vollständige Automatisierung der Warnmeldekette im Katastrophenschutz nicht die Generallösung für die Alarmierung und InformatiÂon der Bevölkerung sein kann. Insbesondere bei schnell hereinbrechenden und extremen UnwetÂterlagen, wird die Automatisierung der WarnmelÂdekette nach dem heutigen Stand der Technik jeÂdoch einen bedeutenden Beitrag zur Entlastung der Feuerwehren und durchstrukturierten EinÂsatzkonzepten leisten.
Autor: P. Kominek, Coptr Bevölkerungs-ÂKommunikationssysteme GmbH